Perfekt unperfekt - Sind wir nicht alle ein bisschen Sheldon?!

Perfekt unperfekt - Sind wir nicht alle ein bisschen Sheldon?


Die Erfolgserie „The big bang theory“ hat Ticks und Macken beinahe salonfähig gemacht.
Wieso auch nicht? Haben wir sie nicht alle? Dann doch lieber liebenswerte.
Sheldon hat z.B. den Zwang, genau dreimal an eine Tür zu klopfen und gleichzeitig den Namen der Person, die er aufsucht, zu rufen. Er kann einfach nicht anders. Selbst, wenn die Tür bereits geöffnet ist und die gewünschte Person vor ihm steht.  
Seine morgendliche Badezimmerzeit ist auf die ungerade Minute festgelegt, ebenso wie seine Verdauung. Damit er sich wohlfühlt, muss sein Bett praktisch unberührt aussehen, bevor er sich hineinlegt. Halt wie in einem guten Hotel.

Als eine Freundin dem diplomierten Wissenschaftsmitarbeiter einer Universität zur Beruhigung ein Schlaflied singt als er krank ist, mahnt er sie energisch an, wieder neu anzufangen als sie den Ton nicht exakt trifft.

Bildquelle: klebeheld.de

Leidenschaft und helle Freude entfaltet sich bei Sheldon mit einem seiner ungewöhnlichen Hobbies – Länderflaggen. Er nennt es „Spaß mit Flaggen“.
Mit seiner Rolle hat er Millionen Dollar verdient. Wieso?
Weil die Rolle Sheldon nicht nur einen Typen mit Macken darstellt, sondern teilweise uns selbst. Er hält uns einen Spiegel vor und wir sehen, dass wir nicht alleine sind mit komischen Angewohnheiten. Und dass sie sogar liebenswürdig sein können. Dass man trotzdem Freunde hat, die einen mögen. Dass es Schlimmeres als diese Macken gibt. Und auch, dass Menschen unterschiedlichster Art zusammenfinden und Ticks des anderen tolerieren können, wenn sie wollen.
Er zeigt uns das liebenswerte Unperfekte und, dass wir nicht alle ein Brad Pitt oder eine Angelina Jolie sein müssen. Sheldon schiebt in diesem Fall mit seiner unmaterialistischen Art die oberflächlichen weltlichen Etiketten beiseite. Er reiht sich damit auf seine ganz eigene Art praktisch bei Rockern, Punks und anderen Anti-Mainstream Gruppen ein. Er pfeift auf genormte Schönheit, genormte Ernährung, genormten Lifestyle, genormtes Denken der Mehrheitsgesellschaft. Und er ist glücklich damit.


Obwohl heute in westlichen Gesellschaften viel Wert auf persönliche Entfaltung gelegt wird, sind wir paradoxerweise auch sehr mit etlichen Zugzwängen konfrontiert, um nicht zu den Freaks oder erfolglosen Underdogs eingeordnet zu werden. Weil sie kein Reihenhaus, Auto und coolen Jobtitel haben und ihren Kaffee nicht bei Starbucks holen. Täuscht man sich mit dem Eindruck, dass bitte alle gleich denken, gleich „tolerant“ sein sollen, den gleichen Lifestyle mögen sollen und die gleichen Vorstellungen von Erfolg? Mein Haus, mein Auto, meine Yacht. Keine Macken. Sozusagen tickfrei. 😊


In einem bekannten Supermarkt wurden die Mitarbeiter auf eine freundliche Verabschiedung getrimmt. Bei den meisten war das nach kurzer Zeit erledigt. Doch bei einer Dame hielt es an, immer wieder der gleiche Satz im gleichen Ton „Vielen Dank für Ihren Einkauf, einen schönen Tag für Sie und bis zum nächsten Mal“. Sie war nett. Doch es war maschinell und daher nicht mehr authentisch.
Wenn wir also regelmäßig unser Brötchen bei der kleinen laut gesprächigen Dame holen und unsere Zeitschrift am Kiosk mit dem latent mürrischen 3Tage-Bart-Mann, würde etwas fehlen, wenn sie alle gleich künstlich Lächeln und die gleichen Worte verwenden würden, oder!? Und dennoch wollen wir nicht sie sein. Doch wir wollen doch eigentlich, dass sie sie sind. Damit wir wir sein können.
Verstanden? 😊


Was ich sagen will ist: Jeder hat Ticks und Macken. Man sieht sie bei den anderen häufig nur nicht bzw. nicht sofort. Es ist Teil des Menschseins. Vor allem in einer stress- und leistungsbelasteten Zeit  und Gesellschaft können sie vermehrt auftreten und ein Ventil sein. Solange sie sich in einem gewissen Rahmen aufhalten, gibt es keinen Grund, sich wie ein Alien zu fühlen. Denn dies ist unförderlich für dein Selbstwertgefühl und könnte Druck und so Ticks noch verstärken.
Gleichzeitig zeigen sie uns auch, dass es eine Disbalance gibt, die wir uns anschauen dürfen, wenn wir uns mit ihr unwohl fühlen. Bist du dir unsicher, kannst du dich mit einer vertrauenswürdigen und verständigen Person darüber austauschen. Vielleicht wird sie dir bestätigen, dass sie auch die ein oder andere Macke hat. Andernfalls kann man solche Formen von Blockaden häufig auflösen.


Wenn jemand etwas an dir nicht mag, mag es jedoch jemand anderes. Und das ist gut so. Umgekehrt  wählst du die für dich passenden Menschen auf die gleiche Weise aus. Denn es ist wie ein Werkzeug, um diese Personen zu erkennen und zu wählen, bevor wie sie in unser Leben lassen. Wie sollen wir sonst unterscheiden und so wissen, wer zu uns passt?
So gibt es häufig Menschen, die enttäuscht von ihrem Partner sind, wenn sie ihn länger kennen, weil sie vorher auf Oberflächlichkeiten geschaut haben und der andere versucht, nur seine Schokoseite zu zeigen. Wenn man hingegen mit offenen Karten spielt, spart man sich viel Energie im Anschluss.
Lernst du jemanden kennen, frag ihn/sie doch einfach, was seine/ihre Ticks sind. Das Gespräch kann amüsant werden und gleichzeitig klärend.


Diese Welt ist eine perfekt unperfekte Welt mitsamt ihren Menschen darin, und wird es immer sein. Das macht den bunten und vielseitigen Reichtum unserer Welt aus und ist wichtig, um sie zu erhalten. Andernfalls leben wir in einem toten, grau genormten Einheitsdunst, in dem es kein Individuum mehr gibt, weil jeder beliebig austauschbar ist. Wäre das nicht furchtbar?


Also sei Rocker in deinem eigenem Stil. Sei wer du bist, werde, wer du sein willst und schau nicht drauf, was die anderen machen, sondern darauf, was dein Herz und deine Seele dir mitteilen. Dann bist du auf einem guten Weg.

 

Bildquelle, Schaf: wallart.de

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