Ein Indianer kennt (k)einen Schmerz - Hochsensibilität bei Männern
„Nur die Harten kommen in den Garten“, „Sei Mann genug, um zu…“. Mit diesen und ähnlichen abgedroschenen Phrasen wachsen wir hier und in einem großen Teil der Welt auf.
Mit Männlichkeit verbinden die meisten stark sein im Sinne von nicht weinen, nicht „jammern“, nicht empfindsam sein, bitte nicht zu mitfühlend sein, nicht zu detailverliebt (außer vielleicht,
wenn man einer Frau den Hof machen will), wenn`s geht keine Allergien und Sonderbedürfnisse haben, etc. Denn all dies wird als Schwäche ausgelegt. Doch ist dem wirklich so?
Im Kontext von HS sollte das Wort Stärke neu betrachtet und definiert werden. Denn was bedeutet es überhaupt, stark zu sein?
Fragen wir uns, was ist, wenn z.B.:
- wir ein Geräusch mit 80 Dezibel wahrnehmen und ertragen statt mit 10 Dezibel.
– wir vor den Kopf geschlagen werden statt mit dem kleinen Finger angestupst.
– wir Schmerz auf einer Skala von 0 (schwach) – 10 (stark) bei 8 wahrnehmen statt bei 2?
Man könnte die Vergleiche so fortsetzen. Denn hier geht es um die Tatsache, dass hochsensible Menschen eine stark erhöhte Wahrnehmung vieler Eigenschaften haben, die in ihrer Intensität im
Vergleich zu normal Sensiblen einen deutlichen Unterschied in der Reaktion bzw. dem Ergebnis herbeiführen. Natürlich ist ein Schmerz auf der Skala mit 8 stärker als bei 2.
Normal sensible Menschen liegen mit ihren Wahrnehmungswerten in der Regel unter denen von HS. Und das ist gut so. Genauso wie umgekehrt. Das heißt in der Schlussfolgerung, dass HS unter dem
Strich häufig mehr „ertragen“ müssen bzw. viel stärkeren Reizen mit ihren jeweiligen Effekten ausgesetzt sind als Normalsensible. Wenn wir es so betrachten und auf das Wort Stärke runterbrechen,
heißt das, dass sie gleich stark und stärker sind.
Für Männer, insbesondere hochsensible Männer, ist genau das durchaus ein Thema. Und sicherlich mit ein Grund, warum einige von ihnen ihre HS nicht oder spät entdecken und sich bis dahin in ihrer
Haut öfter mal unwohl und vielleicht sogar fremd fühlen. Das bekommen sie dann durch die Reaktionen anderer noch bestätigt. Das Gefühl von anders, nicht Mann genug, nicht gut genug zu sein, kann
dabei entstehen.
Es gibt weltweit nach aktuellem Wissen ca. 20% Hochsensible. Die HS ist keine Geschlechterfrage, denn sie ist auf Frauen wie Männer gleich verteilt, d.h., es gibt keine Tendenz zu einem
Geschlecht. Männer dürfen sich ihrer HS in einer förderlichen Weise für sie und ihr Umfeld bewusst werden und sie leben. Denn die Welt braucht sie. Es hat einen Grund, dass wir diese Eigenschaft
der Hochsensibilität unter den Menschen haben. Ohne sie wäre die Menschheit wahrscheinlich bereits untergegangen. Hochsensibilität ist notwendig, um Balance in eine Welt zu bringen, in der
Menschen nachweislich häufig von ihrem Ego getrieben rücksichtslos Schaden anrichten - und sich dann teils noch damit schmücken. Entschuldigung? Da läuft doch was schief.
Hochsensibilität ist ein Geschenk für die Menschen und damit auch die Menschen, die sie innehaben. Genauso wie wir andere wichtige Charaktereigenschaften und Dispositionen, die nichts mit HS zu
tun haben, als Geschenk an uns betrachten dürfen. Denn all sie ermöglichen uns eine Entwicklung in unserer Menschheitsgeschichte und ein wiederkehrendes Ausgleichen, zumindest zu einem Teil, d.h.
sie tragen zu unserem eigenen Erhalt bei.
Wenn Männer ihre HS annehmen und förderlich leben können, nämlich als Stärke, ohne deswegen ständig mit sich und ihrem Mannsein zu hadern, können sie genau damit einen wichtigen Beitrag leisten,
von dem alle, ja alle, profitieren.
In welchen Berufen eine ausgewogene und förderlich gelebte HS von großem Nutzen sein kann: Lehrer, Personaler, Recruiter, Forschung, Entwicklung und Innovation, Kunst und Gestaltung jeglicher
Art, u.a. auch im Grafikdesign, hoch qualitative Eventausrichtung mit Fokus auf Feinheit wie z.B. Hochzeiten, Galen, Jubiläen, etc. Dies sind nur einige Beispiele.
Wenn du ein Mann bist, der noch seinen Weg sucht, seine HS förderlich zu leben und du dir dabei Begleitung wünschst, schreib mir gerne.
Du bist nicht der erste Mann, den ich auf seinem Weg mit der HS ein Stück begleiten darf.
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